von Lutz Hübner
(Saison 2012)
Bei Kindern hört der Spaß auf. Da zeigt sich, wie solidarisch eine Gesellschaft wirklich ist. Da werden keine Gefangenen gemacht und keine Konzessionen. Erst recht nicht in der Grundschule. Hier werden die Ängste konkreter. Jetzt beginnt das Rattenrennen um die Poleposition für den Weg in eine erfolgreiche Zukunft.
Warum hat die Klassenlehrerin Frau Müller nicht bedacht, dass just am Tag vor der Mathearbeit das Meerschweinchen verstarb, das Kind lange einen üblen Husten hatte und ständig gemobbt wurde? An den hochbegabten, lieben Kleinen kann es nicht gelegen haben! Das muss man merken als Pädagogin und wenn die Müller das nicht merkt, muss sie weg!
Denn: Das Übertrittszeugnis naht! Spätestens jetzt werden alle erzieherischen Ideale über Bord geworfen. Wer heute den falschen Schultypus erwischt, kann einpacken, ist aussortiert und kommt nicht mehr hoch. Das ist der Albtraum aller Eltern, und dagegen wird gekämpft, mit allen Mitteln, über und auch gerne unter der Gürtellinie. Sachlichkeit und Objektivität spielen keine Rolle, es geht schließlich um alles: um das eigene Kind.
Deshalb geht es bei Elternabenden ans Eingemachte. Wann trägt man sonst außerhalb von Familie und Freundeskreis einen existenziellen Konflikt aus? Einen Konflikt mit Rachefantasien und Panikattacken. Und dann sitzen alle zusammen im Klassenzimmer auf Kinderstühlchen zwischen Kastanienmännchen, Laubgirlanden, Tonpapiercollagen und Kuschelecken, und vorne steht der Feind (Frau Müller!). Jetzt muss man zeigen, dass man seine Brut mit Zähnen und Klauen verteidigen kann.
Doch plötzlich ist das Problem weg und die Mutter von Lukas fängt schon wieder an zu heulen, und solche Verbündete will man ja auch nicht … An Elternabenden kämpfen nicht nur Eltern um ihre Kinder, sondern auch immer die Eltern für sich selbst und gegeneinander. Der Lehrerberuf ist ein Scheißjob, aber egal und jetzt erst recht:
Frau Müller muss weg!
Eine heitere, zuweilen tragikomische Abrechnung mit den Schwächen von Lehrern und Eltern …
Regie: Frank Strobelt
Es spielen:
Tanja Busch
Victoria Kaller
Barbara Crate
Marcus Gangloff
Frank Strobelt
Verena Schmidt
Foto/© Spin-Off-Theater
Rechtshinweis:
Die Aufführungsrechte zu
„Frau Müller muss weg“ von Lutz Hübner
liegen beim Verlag Hartmann und Stauffacher
www.hsverlag.de